Kasbah des Oudaïas
Überblick
Zu den am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt Rabat zählt die sogenannte Kasbah des Oudaïas. Kasbah ist in der ursprünglichen Bedeutung die arabische Bezeichnung für eine innerhalb oder außerhalb von Städten gelegene Festung. Diese Bezeichnung ist vor allem in den Maghreb-Staaten üblich. Allein die Lage dieser Kasbah ist atemberaubend. Die Kasbah liegt malerisch an einem Steilfelsen oberhalb der Mündung des Bou-Regreg an der Atlantikküste. Von den Mauern und Zinnen der Festung hat man einen wundervollen Blick direkt auf den Atlantik und die weiter östlich gelegene Nachbarstadt Salè. Im Inneren der Kasbah erwartet den Besucher ein im andalusischen Stil errichtetes Wohnviertel, enge Gassen und der ebenfalls nach den aus Andalusien stammenden Einwanderern benannte Garten. Der „Andalusische Garten“ wurde allerdings erst in der französischen Kolonialzeit angelegt. Westlich der Kasbah beindet sich der riesige Märtyrer-Friedhof mit einem Labyrinth von Gräbern.
Map Rabat
Geschichte
Vermutlich ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. besaßen die Phönizier einen Hafen am Bou-Regreg. Nachweisbar ist erst der karthagische Siedlungsplatz Sala am südlichen Flussufer aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Dieser Ort wurde während der Herrschaft des römischen Kaisers Claudius (Regierungszeit: 41 – 54 n. Chr.) erobert. Kaiser Trajan (98 – 117 n. Chr.) verlieh ihm unter dem Namen Colonia Sala Stadtrechte. Es war die südlichste Stadt der mauretanischen Provinz, deren Grenze etwa auf einer Linie bis Meknès verlief und Volubilis mit einschloss. Die Grundmauern der römischen Siedlung sind innerhalb der ummauerten mittelalterlichen Nekropole Chellah am Ostrand des heutigen Stadtzentrums erhalten. Bis zur Ankunft der arabischen Fatimiden scheint es keine durchgängige Besiedelung gegeben zu haben.
An der Südseite der Flussmündung errichteten Ende des 10. Jahrhunderts Angehörige der Banu Ifran, eines Berberstammes, der zu den Zanata gehörte, eine islamische Grenzfestung (Ribat) an der Stelle der heutigen Kasbah. Von dieser übernahm die spätere Stadt Rabat ihren Namen. Der befestigte Stützpunkt diente dem Kampf gegen das politisch und religiös verfeindete unabhängige Berberreich der Bargawata, das sich entlang der Atlantikküste von hier bis Safi im Süden erstreckte. Am gegenüberliegenden nördlichen Ufer bestand zu der Zeit bereits ein von Banu Ifran bewohnter Ort namens Salā. Das landeinwärts gelegene Gebiet der Chellah hatte seine Bedeutung verloren. Der Streit um verschiedene islamische Glaubensrichtungen wurde mit der Eroberung durch das sunnitische Reich der Almoraviden (1061 – 1147) beendet.
Herrschaft der Almohaden
Während der Herrschaft des ersten Almohaden-Kalifen Abd al-Mu'min (Regierungszeit: 1147 – 1163) wurde der Ribat ab 1150 zu einem befestigten Palast mit einer Wohnstadt (Kasbah des Oudaïas) erweitert. Die frühe islamische Siedlung hatte al-mahdiya geheißen, unter den Almohaden wurde daraus nach dem Begründer dieser religiösen Reformbewegung mahdiyat Ibn Tūmart. Unterhalb des Burghügels legten die strenggläubigen Kämpfer (Mudschaheddin) der Almohaden ein Zeltlager an, wo sie sich vor der Überfahrt zur Iberischen Halbinsel versammelten. Yaʿqūb al-Mansūr (Regierungszeit 1184 – 1199) plante, aus der wichtigsten Hafenstadt auch die Hauptstadt zu machen. Der Vorzug von Rabat war die gegenüber Marrakech günstigere strategische Lage.
Al-Mansur ließ die bis heute erhaltenen massiven Umfassungsmauern mit Stadttoren von beeindruckenden Dimensionen errichten. Das von den Mauern umschlossene Gebiet ist so weitläufig, dass es erst im 20. Jahrhundert vollständig überbaut wurde. Zu seinen Leistungen gehört auch die Anlage der Großen Moschee, deren Minarett, der Hassan-Turm, zum Wahrzeichen der Stadt wurde. Sein Nachfolger ließ die Bauarbeiten an der neuen Stadtanlage sogleich einstellen. Die meisten Gebäude blieben unvollendet und das Zentrum des Reiches wurde wegen der Umorientierung auf die neuen innenpolitischen Schwierigkeiten wieder ins Landesinnere nach Marrakech verlegt.
Ruinen der römischen Stadt Sala Colonia in der Cellah von Rabat - eingebunden über Wikimedia Commons
Ab dem 13. Jahrhundert bestand an der Mündung des Bou-Regreg die Stadt Salé am nördlichen Ufer, die Kasbah des Oudaïas im Süden am Meeresufer und dahinter die beinahe verlassene Stadtanlage von al-Mansur. Von Nordosten kommend eroberten ab der Mitte des 13. Jahrhunderts die Meriniden das Almohadenreich; 1251 dehnten sie ihre Kontrolle bis an den Bou-Regreg aus und besetzten Salé. Für Rabat interessierten sie sich nicht, dagegen bestimmten sie Ende des 13. Jahrhunderts den Ort der ehemaligen römischen Siedlung 300 Meter weiter östlich der almohadischen Stadtmauer zur königlichen Nekropole (Chellah). Ab dem 14. Jahrhundert konzentrierte sich das wirtschaftliche Leben auf den internationalen Seehafen der Nachbarstadt Salé. Der arabische Reisende Leo Africanus kam im Jahr 1500 durch Rabat und berichtete, dass es nur noch rund 100 bewohnte Häuser gab.
Andalusisches Viertel
Rabat erholte sich erst, als durch die Reconquista aus Spanien vertriebene Mauren (Andalusier) sich in Rabat und Salé niederließen. Die letzten Mauren waren zwangsweise zum Christentum bekehrte Morisken, die in Massen zwischen 1609 und 1614 in Marokko ankamen, weil sie Spanien verlassen mussten. Diese errichteten in der Kasbah des Oudaïas das noch heute existierende andalusische Viertel mit den typischen in blau-weiß gestrichenen Häusern, den schönen Fenstern und den künstlerisch gestalteten Toren und Türen. Durch wirtschaftliche Krisen im 19. Jahrhundert verarmten die Einwohner von Salé, während sich der bescheidene Seehandel mit Europa und damit das gesamte Geschäftsleben, das um die Verladeanlagen und Zollgebäude entstanden war, auf Rabat konzentrierte. Darüber hinaus schwächten politische Unruhen die Sultansherrschaft.
Protektoratsvertrag
Bei der Algeciras-Konferenz vom Januar bis April 1906 wurde die Souveränität des Sultans zwar formell anerkannt, zugleich sollten einige marokkanischen Hafenstädte – einschließlich Rabat – von der französischen, die anderen von der spanischen Polizei kontrolliert werden. Im August 1907 begann Mulai Abd al-Hafiz mit der Unterstützung einiger Berberstämme gegen seinen Bruder Abd al-Aziz (Regierungszeit: 1894 – 1908) zu rebellieren. Aus Angst um sein Leben flüchtete er nach Rabat in die Obhut der dort stationierten Franzosen. Im Juli 1908 besiegte er mit französischer Unterstützung die Truppen von al-Aziz. Am 5. Januar 1909 wurde al-Hafiz von den Franzosen als neuer Sultan anerkannt. Trotz seiner Abneigung gegen die Europäer aus streng-religiösen Gründen wurde er vom Volk bald als deren Marionette betrachtet.
Al-Hafiz unterzeichnete am 30. März 1912 in Fès den Protektoratsvertrag mit den Franzosen. Diese wählten Rabat als Verwaltungshauptstadt Französisch-Marokkos. Während der bis 1956 dauernden Kolonialherrschaft wurden die Strukturen der Altstadt einschließlich der Kasbah kaum angetastet, dafür entstand ein völlig neues Verwaltungsviertel. Der französische Generalresident Lyautey beauftragte den Stadtplaner Henri Prost (1874 – 1959), einen Generalentwicklungsplan für fünf große marokkanische Städte zu erstellen. Der 1920 präsentierte Entwurf für Rabat sah nach dem üblichen französischen Muster die Anlage von neuen europäischen Stadtteilen getrennt von den traditionellen Vierteln vor. Die Begründung für die Trennung lautete, man wolle den authentischen Charakter der Altstädte bewahren.
In der Praxis entstanden nur von Europäern und von der einheimischen Oberschicht bewohnte Viertel, während in den unentwickelten Altstädten (Medina- und Kasbahviertel) die unteren Schichten zurückblieben. Bis 1947 blieb der Plan die einzige Richtschnur für die Stadtentwicklung. Als Konsequenz dieser Aufteilung und der schnell wachsenden Bevölkerung entstanden in den 1920er Jahren die ersten Slumgebiete (bidonvilles), in denen 1947 bereits über 25.000 Einwohner lebten. In der Altstadt verdoppelte sich die Bevölkerungsdichte bis Ende der 1940er Jahre. Nach der Unabhängigkeit blieb Rabat die Hauptstadt des Landes, der Sultanspalast mit seiner bisherigen symbolischen Funktion wurde zum Machtzentrum umgewandelt, in dem auch der heutige König residiert. [1]
...die Kasbah heute...
Immer noch hat das Kasbahviertel nichts von seiner Attraktivität eingebüßt, allerdings nagt der Zahn der Zeit an den Mauern, Toren und Türen und ganz besonders im andalusischen Viertel ist der anhaltende Verfall besonders deutlich zu bemerken. Dem steuert die marokkanische Regierung mit umfangreichen Erhaltungsmaßnahmen entgegen. Zur Zeit werden die Außenmauern incl. der Tore und Türme instandgesetzt. Besonders die Gebäude in und um die andalusischen Gärten sind davon betroffen. Hier gibt es auch ein schönes Cafè mit bemerkenswerter Aussicht auf die alten Stadtmauern, auf die Küste und den Fluss Bou-Regreg. Mittlerweile (seit 2012) gehört auch Rabat mit seinen in der Kolonialzeit entstandenen Vierteln und der historischen Altstadt zum UNESCO Weltkulturerbe.
Weitere Informationen zum UNESCO Weltkulturerbe der Stadt Rabat in Marokko finden Sie hier....!
Durch das gut erhaltene Stadttor Bab el Oudaïa - das im 12. Jahrhundert errichtet worden ist - gelangt man zur Kasbah des Oudaïas. Direkt links vom Tor ist ein schön gestalteter Brunnen zu sehen, der aber offenbar nicht mehr in Gebrauch ist. In der Kasbah des Oudaïas befindet sich die älteste Moschee der Hauptstadt, die sogenannte Jama al Atiq (Kasbah-Moschee). Die Moschee wurde in der Mitte des 11. Jahrhunderts gebaut und später im 18. Jahrhundert vergrößert und renoviert. Sie gelangen in das andalusische Viertel mit seinen blau-weiß getünchten Häusern und den vielen, schmalen Gassen. Irgendwann erreicht man ein Plateau über einer Felsnase, wo Teile der Festung besichtigt werden können.
Von dieser Position blickt man auf den Atlantik, die Nachbarstadt Salè und die Flussmündung des Bou-Regreg. Auch die Fortifikation unterhalb der Festung, die bis hin zum Meer verläuft, ist interessant. Zurück in südlicher Richtung erreichen wir die andalusischen Gärten, eine Oase der Ruhe und der Sinne im Kontrast zu den vielen Gassen des Altstadtviertels. Hier kann man sich im maurischen Cafè wunderbar bei einem Tee entspannen. Danach geht es weiter mit dem Taxi zum Quartier Hassan mit dem Hassan Turm, den Ruinen einer Moschee und dem Mausoleum von König Mohammed V., dem Großvater des heutigen Königs.
Quartier Hassan
Das Quartier Hassan ist ein Stadtviertel in der marokkanischen Hauptstadt Rabat. Dieses Viertel war einst ein Teil des mittelalterlichen, von einer über fünf Kilometer langen Stadtmauer umschlossenen Gebietes, in dem sich die Medina, der Souk, die Kasbah des Oudaïas, die Mellah und der Komplex der geplanten Großen Moschee befand. Dieser Bereich wird begrenzt durch den Boulevard Mohamed Lyazidi, der am Platz des 16. November beginnt und von Nord nach Süd zur westwärts führenden Avenue Tour Hassan leitet....
Weitere Informationen zum Quartier Hassan in Stadt Rabat in Marokko finden Sie hier....!
Rabat
Der Name der Stadt Rabat stammt von der arabischen Bezeichnung ar-Ribāṭ, was soviel bedeutet wie „befestigter Ort“. Rabat ist die Hauptstadt Marokkos und besitzt etwa 578 000 Einwohner. Zusammen mit dem Ballungsgebiet Rabat-Salé-Zemmour ergab die Volkszählung 2008 eine Einwohnerzahl von 1.879.198, womit diese Region nach Casablanca die zweitgrößte Stadt des Landes ist. Die Stadt Rabat liegt am Atlantischen Ozean an der Mündung des Flusses Bou-Regreg. Hier in Rabat....
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Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte von Rabat basieren auf dem Artikel Rabat (18.06.2017) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Die Fotos "Kasbah des Oudaïas, Exterior - Autor: Davide Cesare Veniani" - "Ruinen der Cellah - Autor: Carlos ZGZ" unterliegen der Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported Lizenz und dürfen unter deren Bedingungen weitergegeben werden.