Berber
Wer sind die Berber?
Der Name Berber leitet sich ursprünglich vom griechischen/römischen Wort für Barbar oder vom Namen eines (mythischen) Stammesvaters beru-borr ab. In der römischen Antike ist der Ausdruck "Barbar" als Bezeichnung für die Völker Nordafrikas nicht belegt. Den größten Anteil an der Bevölkerung Marokkos haben die Berber. Wer sind sie, woher kommen sie und wo wohnen oder leben sie? Sie siedeln in Dörfern oder-immer seltener- in Zelten in den Gebirgen und Oasen Nordafrikas von Ägypten bis nach Mauretanien. Auch die Sahara ist in Berberhand: die stolzen Tuareg, die letzen Ritter der Wüste, leben überwiegend in Niger, Mali und Algerien.
Berbervolk
Sie sind Verwandte der Berber-Nomaden aus dem Südosten Marokkos (Sanhadija-Gruppe). Im nordmarokkanischen Rif-Gebirge leben die freiheitsliebenden Rif-Kabylen (Zenata-Gruppe). Die Schlöh (Masmouda-Gruppe) sind standhafte Bergbauern und gewiefte Händler und siedeln im westlichen Hohen Atlas und im Anti-Atlas. Zwar hat Marokko mit etwa 36 % der Gesamtbevölkerung den mit Abstand größten Berberanteil aller Maghrebstaaten, doch ethnisch und kulturell bietet sich kein einheitliches Bild: zu vielfältig sind die Einflüsse fremder Eroberer und Einwanderer.
Stämme
In Tafraoute im Anti-Atlas sehen manche Schlöh europäischer als viele Südeuropäer aus. Dagegen erinnern negroide Typen im selben Stamm an die Nähe zu Schwarzafrika. Völkerkundler grenzen die Berbergruppen deshalb über ihre semito-hamitische Sprachen ab, die auf eine Herkunft aus dem Nahen Osten hinweisen. Der marokkanische Historiker Ibn Khaldun behauptete im 14. Jahrhundert eine Abstammung der Berber „von Kanaan, dem Sohn des Harn, dem Sohn Noahs!" Im Hinterland von Karthago hausten die Numidi (Nomaden), die vermutlich mit dem Berberstamm der Zenate identisch waren - gefürchtet als Widersacher, geschätzt als Legionäre und Gladiatoren.
Berberkultur
Umgänglicher erschienen den Römern die Mauri (griechisch: amauros = dunkel) der römischen Provinz Mauretania, die wahrscheinlich den früh sesshaft gewordenen Masmouda-Berbern entsprachen. Doch schon vor den Römern hatte es fremde Einflüsse gegeben: Bereits 5.000 v. Chr. wanderten vermutlich Schwarzafrikaner aus Äthiopien und Ghana durch die damals noch feuchtere Sahara ins Draa-Tal ein, vielleicht sogar noch vor den Berbern. Ägypter (ab 3.000 v. Chr.), Phönizier (ab 1.200 n. Chr.) und Griechen hatten Kontakte mit Berbern; Juden siedelten möglicherweise schon seit dem 6. Jhr. v. Chr. im Land. Aber erst die Römer bereicherten die Berberkultur nachhaltig: die Gewandfibel der Frauen, das Fallstift-Schloss an den Haustüren und das Schlöh-Wort almu für Sommerweide erinnern noch daran.
Auch der Ksar, das ummauerte Dorf, hat sein Vorbild im lateinischen Castrum. Römische Christen verbreiten ihre Religion überall in Nordafrika; der Kirchenvater Augustinus war ein bekehrter Zenata-Berber. Blondes Haar und blaue Augen hinterließen die germanischen Vandalen im 5. Jahrhundert n. Chr. nach 100jähriger Gewaltherrschaft. Ohne Frauen kamen am Ende des 7. Jahrhundert auch die ersten arabischen Glaubenskämpfer an, die aus diesem Grund sehr häufig Berbertöchter ehelichten. Bereits Sultan Idriss II. , der Sohn des Prophetennachfahren Moulay Idriss I., ging im späten 8. Jahrhundert aus einer arabisch-berberischen Mischehe hervor.
Arabisiert wurden die Berber dadurch noch nicht, wohl aber islamisiert, was selbst die Sanhadija-Berber der Sahara erfasste. Vom 11. bis zum 15. Jahrhundert waren zwar Berber an der Macht, es drangen aber immer wieder arabische Nomadenstämme in die fruchtbaren Ebenen des Maghreb ein. Seit dem 16. Jahrhundert besetzen Araber den Sultansthron im Berberland. Den seit der arabischen Invasion im 7. Jahrhundert schwerwiegendsten Fremdeneinfluss erfuhr die Berberkultur 1912, als der arabische Sultan einen Protektoratsvertrag unterschrieb, durch den Nordmarokko unter spanische und der große Rest des Landes unter französische Herrschaft geriet.
Feste - Feiern und Folklore
Bei den Berberstämmen und den Stämmen auf dem Land ist die Musik eng mit der Poesie und dem Tanz verbunden. Die folkloristischen Tänze sind prachtvoll und fassen das ganze Leben der Stämme in einen Rhythmus zusammen. Hier eine Auswahl: Der Ahouach aus den Tälern des Hohen Atlasgebirges. Die Frauen bilden einen Kreis, in dem die Männer Tamburin spielen. Der Ahaidous des Mittleren Atlasgebirges: Frauen und Männer bilden einen Kreis und geben nacheinander den Rhythmus an, indem sie mit den Füßen auf den Boden stampfen. Die Guedra aus dem südlichen Marokko: Die Tänzerin kniet am Boden und ist mit einem schwarzen Tuch bedeckt. Der Rhythmus wird schneller, die Tänzerin führt mit ihren Fingern Schlangenbewegungen aus und versucht so, die Zuschauer zu betören.
Berbertänze
Der Tissint aus dem Tata: Frauen und Männer, in blaue Indigogewänder gehüllt, führen den Tanz des Dolches auf. Die Gnaouas , die afrikanischen Ursprungs sind: Unter hämmernden Rhythmen wetteifern die Tänzer darum, Kunststücke vorzuführen. Die Taskiouine des Hohen Atlasgebirges, in der Nähe von Ouarzazate: Ein Kriegertanz, der kraftvoll und sehr männlich ausgeführt wird. In eine weiße Tunika gekleidet, das Gesicht stark mit Puder geschminkt, stampfen die Tänzer mit den Füßen im Takt und klatschen dabei heftig in die Hände. Das AI Aita stammt aus den Bergen und Tälern und begleitet Hochzeiten und andere Feierlichkeiten. Fantasia: Eindrucksvolle, simulierte Angriffe, bei denen bewaffnete Männer auf ihren Pferden, in dichte Staubwolken gehüllt, ihre alten Vorderlader abfeuern.
Quellenangabe:
Das Foto "Berberhaus - Region Marrakech - Autor: Ilan Molcho" stammt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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