Sidi Ifni
Übersicht
Sidi Ifni ist eine Stadt im Südwesten Marokkos und etwa 168 Kilometer von Agadir entfernt. Die Stadt befindet sich am Atlantischen Ozean und gehört zur Region Souss-Massa-Draâ. Sidi Ifni ist seit 2009 auch die Verwaltungshauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die marokkanische Küstenstadt trägt den Beinamen "Tor zur Sahara" (porte du Sahara), womit allerdings eher die Nähe des von Marokko annektierten Gebietes Westsahara gemeint ist. Die Westsahara ist ein Territorium an der Atlantikküste Nordwestafrikas, das nach dem Abzug der ehemaligen Kolonialmacht Spanien von Marokko beansprucht und größtenteils annektiert wurde. Die Einwohnerzahl von Sidi Ifni liegt bei etwa 20 0000, wobei seit 2010 die Personenzahl wieder rückläufig ist.
Hafen
Im kleinen Hafen der Stadt liegt eine Anzahl von Fischtrawlern, die den in dieser Branche Beschäftigten ein bescheidenes Auskommen sichern. Sidi Ifni liegt so ziemlich am Ende der Welt, hierhin verirren sich nur wenige Touristen. Diejenigen, die diese Stadt aufsuchen, kommen meistens mit dem Wohnmobil an und stammen aus Frankreich. Aber auch einige spanische Touristen sind hier anzutreffen, wahrscheinlich wollen sie die Stätten der Vergangenheit, als Sidi Ifni noch Teil von Spanisch-Marokko war, aufsuchen. Die Stadt hat sich nach dem Abzug des spanischen Militärs 1969 nicht viel verändert. Immer noch gibt es spanische Straßennamen, die die Erinnerung an vergangene Zeiten wachhalten.
Art déco Stil
Einige Zeit danach verfielen einige Gebäude aufgrund des Klimas und der fehlenden Instandhaltung sehr schnell. Die marokkanische Regierung erkannte dies jedoch und ließ die meisten Gebäude renovieren und instandsetzen. Heute werden die Häuser zu anderen Zwecken genutzt und sind Teil der Jahrzehnte langen gemeinsamen Geschichte Spaniens und Marokkos in dieser Region. Im Stadtbild fällt sofort der Baustil im ehemaligen spanischen Viertel auf, da die Häuser im sogenannten Art déco Stil (frz., Abkürzung von arts décoratifs, etwa: „verzierende Künste“) errichtet wurden. Es gibt in der Stadt viele schöne Beispiele dieses Architekturstils. Sehr schön renoviert wurden z.B. der ehemalige Palast des spanischen Gouverneurs (ehem. Palacio Real) und das alte Rathaus (Antiguo ayuntamiento), über dem jetzt die marokkanische Flagge weht.
Alte Gebäude
Auch der Park an der ehemaligen Plaza de España (heute: Platz Hassan II.) ist noch vorhanden. Inmitten des Parks steht ein Denkmal, das noch von den Spaniern errichtet wurde. Es zeigte die Büste des spanischen Generals Osvaldo Capaz, dem Gründer von Sidi Ifni 1934. Die Büste wurde nach dem Abmarsch des spanischen Militärs 1969 entfernt. Auch die ehemalige katholische Kirche Santa Cruz steht noch an ihrem Platz- in ihr befindet sich heute das Gericht von Sidi Ifni. Weithin sichtbar ist auch das Gebäude des Leuchtturms, der auch heute noch in Betrieb ist. In unmittelbarer Nähe befindet sich das frühere spanische Konsulat mit dem Gebäude des Zahlmeisters. Alle Türen und Fenster sind zugemauert und das Gebäude ist dem Verfall preisgegeben. Über dem Haupteingang des Konsulats ist das spanische Wappen als Hoheitszeichen noch gut erkennbar.
Weiterhin ist auch das von den Spaniern gegründete Hospital noch an seinem Platz- mit den selben Aufgaben natürlich. In den Außenbezirken der Stadt existierten zwei Kasernen, von denen eine noch heute in Gebrauch ist- das marokkanische Militär ist jetzt hier eingezogen. Auch einen Flugplatz hat es hier mal gegeben, der natürlich vorwiegend militärischen Verbindungen diente. Fast alle Flüge führten zu den benachbarten Kanarischen Inseln- spanisches Mutterland. Sogar Generalissimo Franco ist hier angekommen und hat einer Militärparade beigewohnt. Der Flughafen besaß einen Tower und ein Terminal, auch die Rollbahn zum Start und zur Landung ist noch zu sehen. Das Gelände soll heute überbaut werden. Dagegen wehrt sich eine Bürgerinitiative, die befürchtet, das Sidi Ifni mit der Aufgabe des Airportgeländes den Anschluß verliert.
Geschichte
Das heutige Sidi Ifni bekam seinen Namen bei der Stadtgründung durch den spanischen General Osvaldo Capaz im Jahre 1934, der die Region im März 1934 besetzte. Dies ist der Zeitpunkt, als Spanien sich wieder an seine Besitzung im Südwesten von Marokko erinnerte und hier zwei Garnisonen stationierte. Die erste spanische Gründung in diesem Bereich von Marokko erfolgte etwas weiter südlich um 1476, als der Gouverneur der Kanarischen Inseln, der Spanier Diego de García Herrera (im 20. Jahrhundert wurde eine Straße in Sidi Ifni nach ihm benannt) einen Stützpunkt für Sklavenjagden und Fischerei hier gründete und ihn Santa Cruz del Mar Pequeña nannte. Obwohl Santa Cruz del Mar Pequeña damals durch seine spanischen Eroberer sogleich mit einer Festung gesichert worden war, fiel diese nach diversen Aufständen seitens der lokalen Bevölkerung des Stammes der Ait Baamrane schon etwa 50 Jahre später wieder zurück in deren Hände.
Spanisch-Westafrika
Die Spanier gaben den Ort auf und er wurde in der Folge vergessen. Ein spanisch-marokkanischer Vertrag von 1767, er wurde inhaltlich von einem späteren aus dem Jahr 1860 bestätigt, trat Spanien ein fälschlicherweise anderes Gebiet als Ergebnis der Verträge von Tanger ab, von welchem ausgehend Spanien Fischerei und Fischhandel betreiben konnte. 1884 wurde dieses Gebiet dann spanische Kolonie. Erst im 20. Jahrhundert unter Diktator Franco wurde dieser Ort 1934 in einen militärischen Stützpunkt umgewandelt und die Stadt Sidi Ifni gegründet. Diese neue Stadt sollte das politische Zentrum Spanisch-Westafrikas werden und den Spaniern als Militärgarnison dienen.
1946 wurde die Küstenstadt Sidi Ifni, die Hauptstadt der Enklave, zum Sitz einer zentralen Verwaltung für Spanisch Westafrika gemacht. Durch die spanisch-marokkanischen Verträge 1956 kam ein 15 000 Quadratmeilen großes Gebiet im Norden des Territoriums der spanischen Sahara nach Marokko. Dieses Gebiet ist unter dem Namen Tarfaya bekannt, heute als Provinz Tarfaya. Aber Sidi Ifni blieb weiterhin in spanischer Hand aufgrund der Verträge von Tanger. Im November 1957 - zwei Jahre nach der Erlangung der Unabhängigkeit von Frankreich - brachen die Kämpfe zwischen der marokkanischen Armee und den spanischen Truppen aus. Diese wurden erheblich verstärkt und konnten ihre Positionen für insgesamt zwölf weitere Jahre halten.
UNO-Resulution 2072
Das Gebiet Sidi Ifni wurde spanische Provinz unter der Autorität der militärischen Befehlshaber der Kanarischen Inseln. Sidi Ifni hatte eigene Briefmarken, zeitweilig lebten über 60 000 Menschen in dieser Region. Marokko intervenierte bei der UNO und prangerte die spanische Kontrolle marokkanischen Hoheitsgebietes an. 1965 beschloss die UN-Vollversammlung in New York, dass Spanien die Gebiete der Region Sidi Ifni an Marokko zurückgeben muss. Am 4. Januar 1969 wurde zwischen Spanien und Marokko ein Abkommen (Verträge von Fés) unterzeichnet, in dem Sidi Ifni an Marokko abgetreten wurde. Im Gegenzug erhielt Spanien die Fischereirechte vor der Altlantikküste von Marokko. Ab dem 30. Juni 1969 erfolgte der Abzug der spanischen Truppen. In Sidi Ifni blieben nur einige wenige Spanier zurück. Eine gewisse Berühmtheit erlangte hier Maria Guomez, genannt Maria, die als letzte Spanierin erst 2001 in Sidi Ifni verstarb. [1]
Literatur
Viele spanische Autoren haben sich diesem Thema ihrer jüngsten Geschichte gewidmet und versucht, diesen Teil spanischer Expansionspolitik aufzuarbeiten. Titel wie "Una tumba sobre Ifni - Ein Grab in Ifni" von Juana Maria Gonzàles Martinez und Rafael Garcia Jimènez, "Tiradores de Ifni - Schützen in Ifni" von Vicente Bataller Alventosa, "La Guerra de Ifni (1957 - 1958) - Der Krieg von Ifni" von Rafael Garcia Jimènez, "Los ùltimos de Àfrica - Crònica la presencia española en el continente africano" von Pablo de Dalmases, La Legión española en la guerra de Ifni-Sahara (1988) von Gerardo Marinas Romero und "Santa Cruz del Mar Pequeña Ifnia - Sahara" von Tomas Garcia Figueras sind nur einige wenige Beispiele für die zahlreich erschienenen Publikationen zur Kolonisation Spaniens in Afrika und speziell zur jüngsten Geschichte von Sidi Ifni.
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte von Sidi Ifni basieren auf dem Artikel Sidi Ifni (12. 03.2011) und stammen mit den Fotos "Strand von Leghzira - Autor: Ifni95" - "Karte der ehemaligen spanischen Kolonialgebiete in und außerhalb Marokkos - Autor: Cradel" aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. Die Fotodateien unterliegen der Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported und dürfen unter deren Bedingungen weitergegeben werden.